Zu schnelles Denken

Schulze war in der Tunicht&Gut GmbH so etwas wie der Karl Lauterbach des Qualitätswesens.

Er mahnte, philosophierte, dozierte und postulierte ohne Unterlass und stets in dem unerschütterlichen Glauben, die Management-Granden vor unüberlegten Haftungsrisiken bewahren zu können. Aber so allergisch die pandemiegestresste Bevölkerung auf die im rheinischen Singsang vorgetragenen Untergangsprophezeiungen des Epidemiologen und Gesundheitsexperten reagierten, so schlug auch dem armen Schulze mehr und mehr Geringschätzung, Ablehnung oder sogar Hass aus der Chefetage entgegen. Je stärker er sich bemühte auf der Sachebene die Fakten und Risiken zu erörtern, desto verächtlicher und gereizter fielen zumeist  die Reaktionen seiner Zuhörer aus.

Es gab nun einmal keinen evidenten Zusammenhang zwischen dem menschlichen Risikobewusstsein und dem rationalen Denken.

Der Wissenschaftler Daniel Kahneman hatte in seinem vielbeachteten, gleichnamigen Werk sehr anschaulich die Unterschiede zwischen schnellem und langsamen Denken aufgezeigt, und auch Schulze musste immer wieder feststellen, dass dem limbischen Hirnareal der Manager nicht so leicht mit rationalen Argumenten beizukommen war. Hier regierten evolutionsbedingt die Emotionen und Überlebensinstinkte, Stereotype und Bauchgefühle, und die hatten vom Risikogeschwafel des armen Schulze die Nase gehörig voll. Insbesondere, wenn  Schulzes Risikoprognosen eintraten und man dem "QM-Klugscheißer" tatsächlich hätte Recht geben müssen. Dann wurden typischerweise Nebelkerzen gezündet und Nebenkriegsschauplätze eröffnet. In Analogie zur öffentlichen Impfdebatte, in der es plötzlich gar nicht mehr um den Pieks an sich, sondern schlicht gegen das "übergriffige System" ging, so wurden auch die Schulz'schen Empfehlungen unreflektiert und kategorisch als 'ISO-Übergriffe' abgelehnt. Menschen dachten nun mal vorzugsweise mit ihrem schnellen, auf Schubladen getrimmten Hirnareal, dem Kahneman'schen System 1, eine große Herausforderung für Lauterbach wie für Schulze....

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